Websites mit Content Management Systemen (CMS) ermöglichen eine schnelle Veröffentlichung von Inhalten. Diese werden im Frontend sichtbar, dem Bereich, der für die Besucher erreichbar ist. Internetnutzer verwenden aber immer mehr Geräte, um auf Inhalte zuzugreifen. Um sie auf Smartphones benutzerfreundlich darzustellen wurde responsives Design eingeführt. Doch in Zeiten von Wearables, KI-Sprachassistenten und VR-Headsets reicht das nicht mehr aus, um Inhalte zu transportieren. Hier kommen Headless CMS ins Spiel.
Websites mit Content Management Systemen lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: das Backend und das Frontend.
Das Backend dient der Erstellung und Verwaltung von Inhalten. Das ist der Administrationsbereich, wo sich neue Unterseiten, Menüs, Texte und Bilder in wenigen Klicks hinzufügen lassen. Du kennst ihn womöglich aus WordPress oder Joomla.
Das Frontend ist hingegen für die Darstellung zuständig. Nutzer, die eine Website besuchen, sehen das Frontend. Inhalte wie Unterseiten, Texte und Bilder, die zuvor im Backend eingetragen wurden, werden nun im Frontend angezeigt.
Ein Headless CMS trennt jene Bereiche und verabschiedet sich vom "Head", womit das Frontend gemeint ist. Stattdessen werden Inhalte im Backend eingetragen und gespeichert und dann über ein Application Programming Interface (API) mit mehreren Frontend-Bereitstellungen verknüpft. Dadurch lassen sich viel mehr Inhalte einfacher verwalten und channelübergreifend veröffentlichen. Entwickler können Frontend-Erlebnisse in einer bevorzugten Sprache erstellen, ohne auf Backend-Technologien Rücksicht zu nehmen. Gesonderte Frontends für jeden Channel (z. B. Website) und jedes Endgerät wie Smartphone oder Smartwatch lassen sich so schnell umsetzen.
H-CMS kommt mit vielen nützliche Vorteilen. Dem stehen allerdings auch einige Nachteile gegenüber.
Mit H-CMS bekommen Entwickler eine große Gestaltungsfreiheit: Sie sind nicht mehr an eine Programmiersprache gebunden. Sie können sich ums Design und die Nutzererfahrung kümmern und dabei die Tools, Bibliotheken und Frameworks nutzen, die sie schon kennen. Das verkürzt die Entwicklungszeit erheblich.
Content-Ersteller können sich voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren und davon ausgehen, dass er auf jedem Endgerät korrekt angezeigt wird. Inhalte werden vom Headless CMS zum Frontend via API transportiert. Benutzer erhalten die Inhalte schnell und bedürfnisgerecht serviert. Die Frontend-Seite muss sich nicht ständig dem Backend austauschen, sondern gibt den Inhalt einfach wieder.
Die Trennung der beiden Bereiche fruchtet in deutlich mehr Stabilität. Falls das Backend aufhört zu funktionieren, bleiben die Frontends weiterhin verfügbar. Die Veröffentlichung ist außerdem von der Datenbank getrennt, was das Risiko von DDOS-Angriffen verringert.
Content-Ersteller haben keine Möglichkeit mehr, Inhalte im WYSIWIG (What you see is what you get)-Verfahren zu erstellen. Auf Features wie Page Builder, wo sich Layouts per Drag & Drop zusammenstellen lassen, muss man verzichten. Die Darstellung hängt einzig von den Entwicklern ab, die sich ums Frontend kümmern.
Da das Frontend nicht mehr zum Backend gehört, lassen sich Daten zwischen beiden Bereichen nicht mehr in Echtzeit austauschen. Dies ist besonders dann schwerwiegend, wenn personalisierte Nutzerlebnisse oder Analysen wichtig sind. Einige H-CMS Lösungen sind in der Lage, dieses Problem zu umgehen: Jedem Nutzer wird ein kontextbasierter Inhalt anhand von Profildaten, Verläufen und Ähnlichem angezeigt.
In der Regel sind mehrere Softwaresysteme zu betreiben, damit der Inhalt veröffentlicht wird. Daher müssen die Anforderungen des jeweiligen Systems berücksichtigt werden. Die Konfiguration von API's kann darüber hinaus komplex sein und zu Sicherheitsrisiken führen. Dies gilt insbesondere bei solchen Themen wie Zugriffsrechte.
Im Vergleich zum herkömmlichen CMS bietet die Headless-Variante viele interessante Vorteile. Dennoch ist vor einem Umstieg zu erwägen, ob sich der Aufwand lohnt. Es hat keinen Sinn, auf H-CMS umzusteigen, wenn nur eine Website betrieben wird. Außerdem verändert die Lösung den Workflow der Content-Erstellung und überträgt den Entwicklern sämtliche layoutrelevanten Aufgaben. Andererseits profitieren Website-Netzwerke von einer flexiblen Inhaltsbereitstellung, die auf jedem erdenklichen Endgerät optimal funktioniert. Wenn du deine Inhalte channelübergreifend streuen willst, ist Headless CMS eine Überlegung wert.